Deutsche Schule Osorno

Ort:Osorno
Land:Chile
Beschreibung:150 Jahre Deutsche Schule Osorno – Chile

„Zwischen Seen und Vulkanen, Wildnis damals ohne Haus, wählten einst sich uns´re Ahnen ihre neue Heimat aus.“ Dieser Auszug aus dem Text der offiziellen Schulhymne der Deutschen Schule Osorno weist auf die erste Einwanderung deutscher Kolonisten in Südchile im Jahre 1846, mit dem Schiff „Catalina“ aus Hamburg, hin.
Aus dem Bedürfnis ihren Kindern eine entsprechende Erziehung und Ausbildung zu ermöglichen und gleichzeitig die deutsche Sprache zu pflegen, finden sich 37 deutsche Kolonisten am 22. oder 26. Januar 1854 zusammen, um eine Schule zu gründen.
Dieses Datum wird heute als Gründung der ersten Deutschen Schule in Chile, „Escuela Alemana de Osorno“, angesehen. Mittlerweile gilt die Deutsche Schule Osorno als älteste Deutsche Schule außerhalb Europas.
Man nimmt an, dass zwischen 20 und 25 Schüler den Unterricht im Wohnzimmer von Herrn Karl Herbeck regelmäßig besuchten. Elf Jahre später (1865) wird Herr Herbeck zum staatlichen Lehrer ernannt und es werden von nun an auch chilenische Schüler in die Schule aufgenommen. Dies war der Beginn einer langen Tradition bikultureller Erziehung, die bis zum heutigen Tag währt.
Im Laufe des ausklingenden 19. Jahrhunderts wird die Schule immer wieder erweitert und durch neue Gebäude ergänzt.
1904, als man in der Schule schon 252 Schüler in neun Kursen unterrichtet, wird auch die erste Turnhalle eingeweiht.
Groß ist die Freude der Schulgemeinde, als am 18. März 1935 das neue Schulhaus, im modernen Bauhausstil erbaut, nach dreijähriger Bauzeit, bezogen werden kann. Dabei müssen die Schüler und Schülerinnen ihre Schulbänke selbst vom alten Gebäude, ca. 200 Meter, in die neue Schule tragen.



1946 werden auf dem Schulgelände die neue Turnhalle und das erste beheizte Hallenbad in Osorno eröffnet.
Zum 100-jährigen Bestehen (1954) besuchen 657 Schüler in 19 Kursen die Schule. Darüber hinaus gibt es seit 1910 einen Kindergarten und die 1935 ins Leben gerufene, so genannte Frauenfachschule, die bis 1959 existiert.
Bemerkenswert ist, dass auch während des II. Weltkrieges die Deutsche Schule Osorno, im Gegensatz zu anderen Deutschen Schulen in Lateinamerika, den Schulbetrieb aufrecht erhielt.
Nach dem schweren Erdbeben 1960 in Südchile, bei dem auch verschiedene Gebäude der Schule in Mitleidenschaft gezogen werden, kommt es zu einer neuen Blütezeit. In dieser wird nicht nur das beschädigte Hauptgebäude wieder aufgebaut, sondern auch die Berghütte „Otto Urban Baude“ (1963) in Antillanca, inmitten der Andenkordillere, und das Internat in Pilauco (1965) errichtet.
Auf Grund der immer weiter steigenden Schülerzahl wird das Schulgebäude bald zu eng und man entschließt sich für den Anbau eines Grundschulgebäudes. Nach der Eröffnung eines Sportstadions mit 400-Meter-Bahn (1983) wird 1992 auch der Prekindergarten und Kindergarten auf den naheliegenden Pilauco-Hügel ausgelagert.
Als bisher letzte Baumaßnahme wird pünktlich zum 150-jährigen Bestehen ein Gebäude für Kunst und Werken eingeweiht.




Von einer kleinen Kolonialschule, ohne eigenes Gebäude, mit nur einem Lehrer und einer Klasse mit ca. 20 Schülern, die nur deutsch sprachen, hat sich die Deutsche Schule Osorno in den letzten 150 Jahren zu einer bikulturellen, dreisprachigen (spanisch, deutsch, englisch), pädagogischen Einrichtung, dem Instituto Alemán de Osorno, entwickelt. Heute verfügt diese Schule über einen großzügigen Gebäudekomplex, in dem 961 Schüler in 43 Kursen vom Prekindergarten bis zur 12. Klasse von 96 Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet werden.

Genau wie es in der bewegten 150-jährigen Geschichte ein Auf und Ab gab, gab es auch in der Unterstützung durch Deutschland Höhen und Tiefen. Während Herr Herbeck noch 1854 als „mitausreisender“ Kolonist die deutschen Kinder unterrichtete und 1903 die erste Unterstützung der Deutschen Regierung in Höhe von 500 Reichsmark eintraf, unterrichteten in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bis zu 20 vermittelte Lehrer aus Deutschland und die Schule hatte den Status einer Begegnungsschule. Momentan erfolgt die Unterstützung über das BVA in Form einer Sprachbeihilfe und derzeit sind noch zwei Bundesprogrammlehrkräfte an der Schule tätig, die die Hauptverantwortlichen dafür sind, dass die deutsche Sprache und Kultur nicht ganz in Vergessenheit geraten.
Dass die Schüler nicht mehr genügend Deutsch sprechen, wurde bereits 1928 mit Sorge festgestellt, wie aus den Annalen hervorgeht. 1935 wies Herr Eduardo Matthei, der damalige Vorsitzende des Schulvorstandes, bei der Einweihung des neuen Schulgebäudes die Anwesenden darauf hin, dass man „mit dem Verlust der deutschen Muttersprache auch bald seine deutsche Kultur verlieren würde“. In der heutigen globalisierten Welt kann die Motivation der Schüler zum Deutschlernen nur über den Weg der Mehrsprachigkeit geschehen, wie es auch im europäischen Referenzrahmen verankert ist.
Gerade die Festwoche zum 150-jährigen Bestehen der Schule im Oktober 2004 verdeutlichte wieder einmal, wie sehr die Schule nicht nur ein Zentrum der Deutschen Sprache und Kultur, sondern auch eine lebendige Begegnungsstätte der Freundschaft und des Kulturverständnisses zwischen Chilenen und Deutschen ist.
Als ein Beispiel mag die Eröffnung einer Zeitleiste mit wichtigen Ereignissen der letzten 150 Jahre in der Geschichte beider Länder, erstellt von Schülern der Sekundarstufe II, unter Federführung der Fachschaften Deutsch und Sociales, dienen. Fotos, Collagen und Texte auf Spanisch und Deutsch zeigen eindrücklich, wie eng doch die Bande zwischen Deutschland und Chile in den letzten eineinhalb Jahrhunderten waren und bis heute noch sind.
Auch Theateraufführungen, an denen sich Kinder des Kindergartens, über Schüler aller Jahrgangsstufen und Lehrer der verschiedenen Fachschaften zusammen-arbeiteten, standen unter dem Motto „Encuentro de culturas“ (Begegnung der Kulturen).
Um diese Verbundenheit zwischen Deutschland und Chile weiter aufrecht zu erhalten, kann es nur der Wunsch aller Freunde und Förderer der Deutschen Schule Osorno sein, wenn wir zusammen im Chor die Schulhymne singen
„ ...uns’re Schule soll bestehen weiter viele Jahre lang“.




Homepage:http://dso.cl
Kontaktperson:Ulrich Denk
Telefon:0056 64 211708

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